So What - Ein Meisterwerk des modalen Jazz, das durch seine hypnotische Einfachheit und kraftvolle Improvisation besticht
„So What“, ein Titel, der so simpel klingt wie die Melodie selbst, steht für einen Wendepunkt in der Geschichte des Jazz. Geschrieben von Miles Davis für sein bahnbrechendes Album „Kind of Blue“ (1959), wurde dieses Stück zu einem der bekanntesten und meistgespielten Jazzstandards überhaupt.
Doch was macht „So What“ so besonders? Die Antwort liegt in seiner radikalen Einfachheit, die gleichzeitig eine unglaubliche Freiheit für die Musiker ermöglicht. Das Stück basiert auf zwei verschiedenen Tonleitern – D dorisch und Eb dorisch – anstatt auf Akkordprogressionen, die den Jazz der 1940er und 50er Jahre dominierten. Dieser modale Ansatz war revolutionär: er befreite die Musiker von den engen Grenzen traditioneller Harmonien und eröffnete ihnen neue Möglichkeiten für melodische und rhythmische Exploration.
Die Melodie von „So What“ ist tatsächlich so simpel, dass sie sich fast wie ein Mantra anhört – ein paar wenige Noten, die immer wieder wiederholt werden, aber in jeder Wiederholung mit einer anderen Farbe gefärbt. Diese Minimalität dient als perfekte Grundlage für die kraftvollen Improvisationen der Musiker: John Coltrane am Saxophon, Cannonball Adderley am Alt-Saxophon, Bill Evans am Klavier und Paul Chambers am Bass.
Miles Davis selbst spielt hier nur sparsam – seine Trompetenklänge kommen in langen, durchdachten Phrasen daher, die immer wieder wie ein Ankerpunkt dienen. Die Improvisationen der anderen Musiker sind dann frei, wild und ungezähmt – sie tanzen auf dem Fundament der modalen Melodie und erschaffen eine Atmosphäre der konzentrierten Spannung,
Die Entstehung des Modalen Jazz
„So What“ verkörpert den Beginn einer neuen Ära im Jazz: dem modalen Jazz. Dieser Stil zeichnet sich durch die Verwendung von Tonleitern (Modi) statt Akkordfolgen aus. Dies ermöglichte längere und komplexere Improvisationen, da die Musiker nicht mehr an enge harmonische Strukturen gebunden waren.
Die musikalischen Wurzeln des Modalen Jazz liegen in der Musiktradition des Nahen Ostens und Indiens, wo Modi schon seit Jahrhunderten zur Gestaltung von Melodien verwendet werden. In den 1950er Jahren wurden diese Einflüsse auf den amerikanischen Jazz übertragen, vor allem durch Komponisten wie George Russell und Miles Davis.
Miles Davis: Ein Visionär des Jazz
Miles Davis (1926-1991) war einer der einflussreichsten Jazzmusiker des 20. Jahrhunderts. Sein musikalisches Schaffen zeichnet sich durch eine kontinuierliche Suche nach neuen Klangwelten und stilistischen Innovationen aus.
Davis begann seine Karriere als Bebop-Musiker in den 1940er Jahren, arbeitete mit legendären Musikern wie Charlie Parker und Dizzy Gillespie zusammen. In den 1950er Jahren wandte er sich dem Cool Jazz zu, einem ruhigeren und melodischeren Stil, der stark von europäischen Einflüssen geprägt war.
Mit „Kind of Blue“ revolutionierte Davis dann den Jazz erneut. Das Album ist ein Meisterwerk des Modalen Jazz und gilt bis heute als eines der wichtigsten Alben der Musikgeschichte.
Die Musiker von “So What”:
Instrument | Musiker | Besonderheiten |
---|---|---|
Trompete | Miles Davis | Pionier des modalen Jazz, bekannt für seinen kühlen und prägnanten Spielstil |
Saxophon (Tenor) | John Coltrane | Virtuose Saxofonist, dessen kraftvolle Improvisationen die Grenzen des Jazz neu definierten |
Saxophon (Alt) | Cannonball Adderley | Bekannt für seinen energiegeladenen und swingenden Spielstil |
Klavier | Bill Evans | Meister des impressionistischen Klavierspiels, bekannt für seine subtilen Harmonien und melodischen Phrasen |
Bass | Paul Chambers | Führender Jazzbassist der 1950er und 60er Jahre, bekannt für seinen soliden Groove und prägnante Melodien |
Der Einfluss von “So What”
„So What“ hat den Jazz nachhaltig beeinflusst. Der modale Ansatz, der in diesem Stück zum ersten Mal so konsequent umgesetzt wurde,
fand bald Eingang in andere Musikgenres wie Rock und Pop. Auch heute noch inspiriert „So What“ Musiker auf der ganzen Welt. Seine Einfachheit, seine Freiheit und seine unglaubliche Kraft machen es zu einem zeitlosen Meisterwerk.